Triptychon mit Predella Beidseitig bemalt Eitempera/Acryl 1991/92 "VORBEREITUNG ZUM MAHL": Mitteltafel mit Seiten- flügeln, innen "TOTE" Predella innen "ECCO HOMO", Mitteltafel außen "MARIA; EVA; PROËZA" Linker Seitenflügel, außen "ELISABETH VON DIJON", "CAMILLE CLAUDEL", "SIMONE WEIL": Rechter Seitenflügel, außen Text aus "DER SEIDENE SCHUH", Predella außen |
Das dreiteilige Altarbild wurde von der seit 1970 in Deutschland lebenden amerikanischen Malerin Candace Carter für einen öffentlichen Raum konzipiert. Die Künstlerin zu ihrem Werk: Der "Frauenaltar" ist aus meinem Bedürfnis entstanden, eine Hommage auf die Frauen zu malen. Mir geht es darum, die religiöse, erotische und kultische Identität der Frau darzustellen. Ich suche eine bildhafte Umsetzung von Alltag und Transzendenz, Gewalt und Trost, Verlust und Gewinn, Einzelschicksal und historischer Dimension. Was heißt es, Gott aus seiner weiblich-mystischen, sinnlich-fürsorgenden Mitte nachzuahmen ? Bei diesem Werk verbinde ich eine in der abendländischen Kunst vertraute Form des Klappaltars mit irritierendem Inhalt. Auf der Vorderseite ( " VORBEREITUNG ZUM MAHL" ; "TOTE" ) wird das Spannungsfeld zwischen Freude (=rot) und Leid (=schwarz) durch die fröhliche Mahlgemeinschaft oben und die vergewaltigte Ermordete auf der Predella unten angesprochen. Das Bild hat wenig mit einem vordergründig emanzipatorischen Austausche der Geschlechter bei bekannten Szenen der Kunstgeschichte zu tun. Vielmehr verstehe ich die Frauen als Sinnbilder für die uns abhanden gekommenen weiblich-intuitiv und lebensbejahenden Elemente einer gnadenzentrierten Spiritualität. "ECCO HOMO" (mittlere Tafel, Rückseite) behandelt die Themen Leiden, Gewalt, Trost und Befreiung. Eine Frau wurde mit Strom gefoltert, zwei weitere stützen sie. Eine vierte reißt das Fenster auf, Licht und Luft hereinlassend. Im Hintergrund zerstört eine weitere Frau das Foltergerät. Die sechste Frau wirbelt aus dem Bild, dem Betrachter in die Arme. Alle Reaktionen gemeinsam sind Teilnahme, Solidarität und Bereitschaft, sich berühren zu lassen vom Leiden anderer. Das Weltbild Paul Claudels (1868-1955) spiegelt sich in seinem epischen Hauptwerk "DER SEIDENE SCHUH". Claudels Frage lautet, "Wie ist es möglich, ganz weltlich und ganz gottgehörig zu sein?" Sein Gottesverständnis schließt die Liebe und die Sünde-dargestellt an der Beziehung zwischen Proëza und Rodrigo-in die Schöpfung ein. Bei Claudel ist die Macht der Frau gleich der Macht der Gnade. PROËZA (linke Seitentafel, Rückseite) verkörpert in ihrer Person Mut, Sinnlichkeit und Geist. Von der Leidenschaft überwältigt, bricht sie mit Konventionen, ohne sich ihrer historischen und ethischen Verantwortung zu entziehen. Proëza ist die große sophianische Frau, die sowohl die Transzendenz der MARIA (links) wie auch die Welt und die Erotik der EVA (rechts) verkörpert. |
Ansicht des geöffneten "Frauenaltars" |
Ansicht des zugeklappten "Frauenaltars" |
Ansicht der Rückseite des "Frauenaltars" |